Manch einer ist versucht, Deutschland auch als Germanien zu bezeichnen. Das liegt sicherlich vor allem auch daran, dass Deutschland im Englischen mit Germany übersetzt wird. Englisch als Fremdsprache Nummer eins scheint da federführend zu sein. Germany mit Germanien zu übersetzen ist historisch betrachtet aber falsch. Denn unter Germanien verstehen die Historiker weitaus mehr als nur das Staatsgebiet, das heute oder zu anderen Zeiten Deutschland umfasst.
Korrekt betrachtet ist Germanien das Gebiet, in welchem die Germanen sich angesiedelt hatten. Sicherlich gehörte auch das heutige Deutschland zu diesem Siedlungsgebiet. Es verlief jedoch auch weiter in das südliche Skandinavien und in andere Staaten des heutigen Mitteleuropas hinein. Nach dem Jahre Null hatten die Germanen zunehmend Kontakt mit den Römern. Es kam zu vielen Schlachten, aber auch zu Zusammenkünften unter den einzelnen Stämmen. Daraus entwickelte sich später das Römische Reich, in welchem die germanischen Völker und mit ihnen auch Germanien untergingen. Die in Germanien lebenden Germanen stammten aus ganz unterschiedlichen Stämmen. Begründet durch ihre Herkunft erhielten sie verschiedenen Namen. Da diese Stämme aber auch durch Germanien zogen, war es schwer, einzelne Zuordnungen vorzunehmen. Zu den bekanntesten Stämmen in Germanien gehören sicherlich die Langobarden, die im Nordosten des heutigen Deutschlands lebten, die Burgunder, ganz im Osten von Deutschland und die Cherusker, die im Westen Deutschlands lebten. Sprichwörtlich geworden sind die Vandalen, die von ihrem Siedlungsgebiet im Nordosten Germaniens während der Völkerwanderung im 5. Jahrhundert bis nach Spanien und Nordafrika wanderten. Sie hinterließen dabei eine Spur der Verwüstung, daher vermutlich der Spruch „hausen wie die Vandalen“.